ENDSTATION SIBIRIEN

DOKUMENTATION / A 2011 / DIGI BETA / 52 MIN
Ein Film von Robert Gokl
 

SYNOPSIS


ENDSTATION SIBIRIEN

Robert Gokl beleuchtet in der Dokumentation „Endstation Sibirien?“, dem dritten Teil
der vierteiligen Zeitgeschichte-Serie über Zwangsarbeit, Kriegsgefangenschaft und
Heimkehr, am Donnerstag, dem 24. November, um 21.00 Uhr in ORF 2 die
Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion.

„Es war eine Höllenfahrt! Keiner hat gewusst, was mit uns geschieht! Ob wir jemals
wieder nach Hause kommen werden!“, erzählt Michael Schuckert. Für viele ging die
Fahrt Richtung Osten, in versperrten Güterzügen, hungernd und frierend, oft bis nach
Sibirien. Mehr als drei Millionen Wehrmachts- und Waffen-SS-Soldaten gerieten in
sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurden in Zwangsarbeitslagern als billige
Arbeitskräfte ausgebeutet, darunter etwa 150.000 Österreicher.

In „Endstation Sibirien?“ analysiert Robert Gokl die Bedingungen der
Kriegsgefangenschaft in der Zeit des Stalinismus, zeigt die schwierige Situation der
Familien in der Heimat und reist mit einigen der letzten noch lebenden
Kriegsgefangenen an die Orte ihrer Internierung: in das Steinkohlerevier im Südosten
der Ukraine, in das größte Asbestbergwerk der Welt jenseits des Ural und auf die
Insel Brac vor Split in Kroatien, da die Dokumentation auch die Gefangenschaft in
jugoslawischen Lagern behandelt.

Der Niederösterreicher Helmut Junghans war 18 Jahre alt und kam nicht dazu, „sein
Heldentum zu beweisen“. Bevor er einen einzigen Schuss abgefeuert hatte, wurde er
im Spätherbst 1942 von einem sowjetischen Stoßtrupp gefangengenommen. Nach
wochenlangen Verhören kam er als Zwangsarbeiter in die Stadt Asbest am Ural und
arbeitete im größten Asbesttagbau der Welt. Die sowjetischen Arbeiter waren an der
Front, in allen kriegswichtigen Betrieben arbeiteten die Gefangenen Seite an Seite
mit sowjetischen Frauen für den Sieg des Kommunismus. Im Lager in Asbest begann
Junghans in langen Gesprächen mit Mitgefangenen an der nationalsozialistischen
Propaganda seiner Schuljahre zu zweifeln: „Und da ist mir klar geworden, dass Hitler
uns betrogen hatte.“

Auch dem Wiener Leutnant Hans Grümm, im Kessel von Stalingrad in
Kriegsgefangenschaft geraten, wurde erst im Offizierslager klar, „dass dieser Krieg
ein Verbrechen ist!“ Um zu überleben schloss er sich der „Antifa“ an, der
antifaschistischen Organisation, die auf Befehl Stalins Gefangene zu Kommunisten
umerziehen sollte.

Je länger der Krieg dauerte, desto höher wurde die Zahl an Gefangenen. Ihre
Versorgung überforderte die Sowjetunion materiell und organisatorisch; vor allem die
ersten Jahre der Gefangenschaft waren ein täglicher Kampf ums Überleben, gegen
Hunger, Krankheit und Kälte. Rund ein Drittel der Internierten erlebte das Kriegsende
nicht.

Der Steirer Hermann Hehn kam im Frühjahr 1945 in die Südost-Ukraine und
arbeitete dort am Wiederaufbau der Steinkohleförderung. Die Zustände in den
ukrainischen Bergwerken waren katastrophal, die Wehrmacht hatte sie beim
Rückzug gesprengt und unter Wasser gesetzt. Mehr als 60 Jahre später findet
Hermann Hehn sowohl das Bergwerk als auch sein Lager wieder – heute bewohnt
von Familien, deren Großeltern als Zwangsarbeiter im Dritten Reich arbeiten
mussten. Die Gefangenen hatten einen wesentlichen Anteil an der
Wirtschaftsleistung der Sowjetunion, dem ersten Fünfjahresplan nach dem Krieg.
Gleichzeitig wurde unter den Millionen Gefangenen auch nach Kriegsverbrechern
gesucht. Viele von ihnen wurden unter zweifelhaften Umständen zum Tode oder zu
jahrelanger Haft verurteilt. Später setzte die Sowjetunion diese Verurteilungen gezielt
dazu ein, die Arbeitskräfte länger in Zwangsarbeit halten zu können: das waren die
sogenannten „Spätheimkehrer“.

Der Salzburger Eugen Rainer reist für den Film erstmals an den Ort, an dem er hätte
sterben sollen – die Insel Brac in Dalmatien, Ort eines Massakers an einigen hundert
Kriegsgefangenen. Jugoslawien war der einzige Staat Osteuropas, der neben der
Sowjetunion ein eigenständiges Lagersystem betrieb. Rund die Hälfte der
Gefangenen kehrte nicht zurück. Die Familien der Kriegsgefangenen lebten in
Österreich jahrelang in Ungewissheit, hofften auf ein Lebenszeichen – oft vergebens.
Die Forderung nach Rückkehr wurde zu einem zentralen politischen Thema der
Nachkriegsjahre. Der Kampf um die beträchtliche Zahl der Wählerstimmen der
Heimkehrer beeinflusste die Politik der Parteien der Zweiten Republik sehr lange.
 
 

FILMSTILLS

 

credits

EIN FILM VON
HISTORISCHES ARCHIV




KAMERA



TON


SCHNITT
TONTECHNIK
SPRECHER


MUSIK
Robert Gokl
Silvia Heimader
Kurt Schmutzer
Ruth Stifter-Trummer
Renate Tuma
Nelia Vakhovska
Werner Veits
Christian Mehofer
Martin Pete
Ralf Rabenstein
Georg Grömer
Rene Schuh
Michael Hensel
Oliver Wendlinger
Florian Camerer
Matthias Euba
Peter Faerber
Angelika Lang
Kurt Adametz
AUFNAHMELEITUNG


PRODUKTIONSLEITUNG
PRODUKTIONSASSISTENZ

PRODUZENT
HERSTELLUNGSLEITUNG
REDAKTION
LEITUNG
EINE KOPRODUKTION
VON
GEFÖRDERT VON
Anatolj Artemenko
Timofey Myasnikov
Nikola Horvat
Genny Masterman
Silvia Braun
Judith Wiesauer
Nikolaus Wisiak
Michael Kröhn
Andreas Novak
Gerhard Klein

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Kultur Niederösterreich