ORTE DER KINDHEIT

Marianne Mendt

DOKUMENTATION / A 2017 / XDCAM HD / 30 MIN
Ein Film von Ute Gebhardt
 
Marianne Mendt ist eine geborene Sängerin. Alles kam mit ihr zur Welt: Das absolute Gehör, die Freude am Improvisieren und die traumwandlerische Sicherheit auf der Bühne. Es brauchte nur ein wenig Förderung und dann ließ es sich nicht mehr aufhalten – sagt Marianne Mendt über ihre Karriere. Die begann im Schulchor, führte mit Gesang- und Klavierunterricht auf diverse Bühnen als schlagersingender Kinderstar, dann zur ersten eigenen Band. 1970 wurde sie mit dem Hit „Wie a Glockn“ zur „Mutter des Austro-Pop“. Als vielseitige Sängerin und Schauspielerin hat sie mit allen Großen der Szene gearbeitet und ist bis heute aktiv, u.a. mit ihrem Jazzfestival.
Als Kind war Marianne Mendt zwar winzig, aber lebhaft und mutig. Ein Mädchen, das gesehen werden, Applaus haben und beliebt sein wollte. Der Sonnenschein ihrer Eltern. Vielleicht versuchte das Kind unbewusst, die Trauer zu verscheuchen, die nach dem frühen Tod der älteren Schwester über der Familie lag. Statt der unzähligen Friedhofsbesuche wollte sie Lebensfreude. Und für die sorgte sie selbst. Weil sie voller Tatendrang und Abenteuerlust steckte, war sie beliebt bei den anderen Kindern. Wo sie war, war stets etwas los. Ob Prater oder Stadionbad – sie fand die interessantesten Plätze, an denen man sich im Wien der Nachkriegsjahre amüsieren konnte. Denn zu Hause waren die Lebensverhältnisse bescheiden. Beide Eltern mussten arbeiten. Marianne war ein „Schlüsselkind“, das schon früh selbständig wurde. Sie wärmte sich das Essen auf, das die Mutter am Wochenende vorgekocht hatte und das am Ende der Woche oft voller Maden war. Die Extrawurstsemmel hatten immer die anderen. Für sie gab es nur ein langweiliges Aufstrich-Brot. Als Marianne Mendt dann mit 12, 13 Jahren schlagersingend auf der Bühne stand und Geld verdiente, kaufte sie den Eltern einen Kühlschrank. Bei allem Mangel begleitete die Musik Marianne Mendt von Anfang an. Ihre Vorfahren waren Techniker, Kaufleute – aber auch ein Kapellmeister. Deshalb stand zu Hause ein Klavier, an dem der ältere Bruder Unterricht bekam. Sie schnappte auf, was der Bruder lernte. Doch braves Üben lag ihr nicht. Viel lieber improvisierte sie. Mit der Klavierlehrerin machte sie erst ihren Frieden, als sie endlich einen Walzer einstudierten durfte. Weil die Eltern passionierte Gesellschaftstänzer waren, konnte auch das Kind tanzen. Im Stadionbad brachte sie den anderen Kindern Cha-Cha-Cha bei. Frühe Sternstunden erlebte Marianne Mendt im Schulchor. Die Schule empfahl sie dem Wiener Konservatorium, wo Marianne Mendt prompt in den gemischten Kinderchor aufgenommen wurde und schon bald darauf Einzelunterricht in klassischem Gesang bekam. Ihr Weg war schon früh klar, doch die Mutter fürchtete eine ungewisse Zukunft und nötigte die Tochter zu einer kaufmännischen Ausbildung. Gerademal zwei Jahre hielt der Teenager die geregelte Existenz aus, dann stürzte sie sich ins Bühnenleben.
Diese Folge von Orte der Kindheit wird sehr wienerisch – mit einem Ausflug ins Kamptal.
 

 
Ute Gebhardt
Werner Veits
René Schuh
Erich Lazar
Nikolaus Wisiak
Antonia Fritz
Rina Bohland
Edith Hisch
Martin Tarxl
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