Fritz Karl schreibt Brief

ORTE DER KINDHEIT

Fritz Karl

DOKUMENTATION / A 2018 / XDCAM HD / 30 MIN
Ein Film von Ute Gebhardt
 
In seiner Kindheit drehte sich alles um den Traunsee – zumindest in den frühen Jahren. Wegen dem See kamen all die Gäste, die das Wirtshaus seiner Eltern bevölkerten. Ohne die Gäste hätten die Eltern mehr Zeit für ihre Kinder gehabt. Und der Bub hätte sich in der wundervollen Umgebung weniger herumgetrieben und hätte vielleicht weniger Narben davongetragen. Fritz Karl war ein Kind mit enormen Bewegungsdrang. Sein täglicher Aktionsradius maß mehrere Kilometer. Ob Schwimmen im See, illegales Fischen oder tagelanges Skifahren: Er war ständig unterwegs- oft mit einer Horde Buben im Schlepptau. Er liebte Streiche: Versenkte das Elektroboot gemeinsam mit einem Freund, bohrte die Fliesen im Badezimmer an. Zwar mussten er und seine Geschwister mitunter im Gasthaus helfen, aber oft waren die Kinder sich selbst überlassen. (Weil er und seine Geschwister die Schattenseiten des Wirtslebens früh kennenlernten, hat niemand den elterlichen Gasthof übernommen. Er ist heute kein Gasthof mehr.) Fritz Karl nutzte die Freiräume abseits elterlicher Überwachung: Bei seinen Abenteuern entwickelte er Selbstbewusstsein, lernte, im Moment zu leben.
Als man in der Schule auf seine hübsche Stimme aufmerksam wurde, begann der zweite Teil seiner Kindheit bei den Wiener Sängerknaben. Im Internat lernte er das Leben in der Gruppe, bei den Proben Disziplin, bei den Auftritten die Wirkung von Kunst und bei den Tourneen übte er Menschenkenntnis. Ein Stimmwunder wurde er allerdings nicht. Die Solostimmen sangen andere. Als ihn der Stimmbruch früh ereilte, kehrte er nach Hause an den Traunsee zurück.
Fritz Karl lernte weiter auf dem Gmundener Gymnasium. Die größten Entdeckungen dieser Zeit waren Mädchen, Mode und schließlich das Schauspiel. Bis dahin hatte er keine gemischten Klassen kennengelernt und Schuluniformen getragen. Sein Deutschlehrer erkannte das Bühnentalent und besetzte ihn als Mephisto in einer Faustaufführung des Schülertheaters im Gmundener Stadttheater. Angeblich reden sie in Gmunden noch heute von seinem furiosen Spiel. Jedenfalls feierte damals sogar die Regionalzeitung den aufgehenden Stern am Theaterhimmel. Der Schulzeit folgte mit 17 das Studium am Wiener Max-Reinhardt-Seminar. Allerdings flog Fritz Karl dort schon nach einem Jahr wieder raus – wegen „Unreife“. Seinen Weg auf die Bühne fand er trotzdem. Es folgten Jahre in freien Theatergruppen, am Wiener Volkstheater und im Theater in der Josefstadt.
Unsere Stationen im Film werden Traunkirchen, Gmunden und Wien sein. Gesprächspartner werden seine Eltern, ein Schulfreund und der Deutschlehrer sein.
 

 
Ute Gebhardt
Martin Pete
René Schuh
Michael Schubert
Nikolaus Wisiak
Suzie Lebrun
Rina Bohland
Edith Hisch
Martin Tarxl
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