ORTE DER KINDHEIT

Heinz Marecek

DOKUMENTATION / A 2020 / XDCAM HD / 30 MIN
Ein Film von Ute Gebhardt

Heinz Marecek wurde früh von der Muse geküsst. Mit sechs Jahren stand er bei einer Schulaufführung das erste Mal auf der Bühne – mit Dreispitz, Schärpe und Stock – und wurde auf der Stelle Schauspielsüchtig. Weil Schauspieler am Reinhard-Seminar studieren, kannte er seinen Weg. Die Zeit bis dahin verkürzte er sich mit Kopfkino und Privatauftritten: Er kam ständig zu spät, weil er Abenteuer bestehen musste, die er sich ausdachte. Er mimte in Geschäften den ausländischen Touristen und triumphierte, wenn man ihm den Franzosen-Bub glaubte. Er steckte von Anfang an voller Spielfreude und die dürfte ihm bis heute geblieben sein.
Marecek ist Jahrgang 45 – ein Kind der Stunde null. Wien lag in Trümmern, die Kriegsschrecken steckten allen noch in den Knochen und es herrschte Mangel. Doch in den Erinnerungen von Heinz Marecek gibt es nichts Düsteres. Der Bub stürzte sich lebenshungrig auf alles, was seine Welt zu bieten hatte: Den Turnverein im Keller des Wohnhauses im 7. Gemeindebezirk (der obendrein eine Dusche hatte), die unbekannten Genüsse aus den Care-Paketen, die Ausflüge mit den Eltern in den Wienerwald und ins Gänsehäufelbad, die legendären Speisen seiner Großmutter, die Bücher aus den Buchklubs des Vaters. Über seine Mutter sagte er einmal: „Sie sorgte dafür, dass immer genügend Lachen im Hause war.“ Die Eltern gaben dem Kind Geborgenheit und Begeisterung mit.
Der Film wird ein Streifzug durch Wien – von der alten und neuen Donau in den 7. Bezirk, von der Schulbühne seiner frühen Sternstunde in den Musikverein, wo er am Stehplatz seinen großen Vorbildern an den Lippen hing, in den alten Buchladen, wo er als Teenager eine inspirierende Freundschaft mit dem Buchhändler pflegte bis zum Ort seiner Träume, dem Reinhard-Seminar. Zwischendurch gibt es einen Ausflug ins Mühlviertel und ins Gänsehäufelbad – den Orten einer Wiener Kindheit in der Nachkriegszeit.